...wäre ein guter Titel für die Printmedien.
Aber meistens wenn in den Medien von Rechenzentren die Rede ist, wird in ein anderes Horn geblasen.
So wirft auch der Tagesanzeiger mit seinem Artikel vom Juni 2025 erneut einen kritischen Blick auf Rechenzentren in der Schweiz.Titel und Tonfall sind klar: Rechenzentren verbrauchen bald so viel Strom wie ein Atomkraftwerk und das ist besorgniserregend.
Schnell springen andere Medien auf. Die Debatte dreht sich einmal erneut darum, ob Rechenzentren ein Problem für die Klimaziele der Schweiz sind.
Ja, der Stromhunger von IT-Infrastrukturen ist ein Thema. Ja, wir stehen als Gesellschaft in der Verantwortung, mit Energie nachhaltig umzugehen.
Aber: Rechenzentren zum Sündenbock zu machen, greift zu kurz.
Warum der Stromverbrauch steigt
Rechenzentren wachsen nicht aus Selbstzweck. Sie wachsen, weil der Bedarf der Gesellschaft danach steigt:
Immer mehr Unternehmen setzen auf Digitalisierung, Automatisierung und Datenanalyse.
KI-Anwendungen wie Copilot, ChatGPT und Co. sind auch in der Schweiz auf dem Vormarsch, ihre Rechenleistung wird allerdings meist noch im Ausland erbracht. Die öffentliche Verwaltung strebt zunehmend Cloudstrategien an.
Der Bedarf ist real. Und genau deshalb braucht es leistungsfähige, sichere und effiziente Rechenzentren – am besten dort, wo die Daten auch wirklich schützenswert sind: In der Schweiz.
Was sind die Alternativen?
Wenn Kantone, Gemeinden und Unternehmen Cloudlösungen nutzen wollen, sollen sie das mit Anbietern im Ausland tun? Dann sind die Daten der öffentlichen Hand nicht mehr in der Schweiz gespeichert, sondern in Frankfurt, Dublin oder den USA. Das ist nicht nur datenschutztechnisch problematisch (Stichwort: Cloud Act), sondern auch aus Sicht der Souveränität.
Name | CLOUD Act = Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act |
Herkunft | US-amerikanisches Bundesgesetz, verabschiedet 2018 |
Ziel | Regelt den Zugriff von US-Behörden auf Daten – auch wenn diese ausserhalb der USA gespeichert sind |
Geltung | Gilt für alle US-Unternehmen – auch für deren ausländische Tochterfirmen oder Rechenzentren |
Bedeutung für CH-Kunden | Daten, die bei US-Anbietern gespeichert sind (auch in Europa), können auf Anordnung offengelegt werden |
Problematik | Es kann zu einem Konflikt mit Schweizer Datenschutzrecht kommen |
Alternative | Datenhaltung in Rechenzentren, die ausschliesslich Schweizer Recht unterliegen |
Wer Datenhoheit ernst nimmt, sollte auf Infrastruktur setzen, die unter Schweizer Recht und Kontrolle steht.
Eine andere Alternative?
Alles wieder „On-Premise“ in die eigene Firma holen? Klingt logisch, ist es aber nicht:Die Auslastung ist meistens gering, die Energieeffizienz entsprechend schlecht.
Die Sicherheit ist oft unzureichend (z. B. fehlende physische Zugangskontrolle, keine Brandfrüherkennung, keine Redundanz, kein Notstrom).Die Kosten sind hoch, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen.
Wer also glaubt, Rechenzentren seien das Problem, übersieht die viel grössere Ineffizienz vieler lokaler oder unkontrollierter Auslagerungslösungen.
Die Rolle von Datacentern als kritische Infrastruktur
Was viele in der öffentlichen Diskussion nicht wissen: Rechenzentren in der Schweiz gelten als kritische Infrastruktur. Und das aus gutem Grund:
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Sie betreiben die Systeme für Internet, Fernsehen, Mobilfunk, kritische Kommunikationsdienste, Cloud- und Speicherdienste sowie Systeme für die Energie- und Gesundheitsversorgung.
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Sie hosten Applikationen für Spitäler, Banken, Blaulichtorganisationen und die Verwaltung.
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Sie sind das digitale Rückgrat unserer Gesellschaft.
Ein Beispiel aus der Praxis: ColoBâle ist ein regionales Rechenzentrum in Pratteln (BL). Würden wir unseren Betrieb einstellen, stünde eine ganze Region ohne Netz da: Kein Internet, kein Fernsehen. Sogar gewisse Behörden wären betroffen. Darüber hinaus leisten wir einen aktiven Beitrag zur Netzstabilität: Wie auch andere Datacenter unterstützen wir das Stromnetz durch Regelenergie – also durch gezielte Lastabnahme oder Einspeisung, wenn das Netz es braucht. |
Energieeffizienz ist kein Fremdwort
Moderne Rechenzentren so wie unseres, sind hochgradig effizient:
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Sie arbeiten mit überwachter Klimaführung, Freikühlung und verlustarmer Stromversorgung.
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Sie bündeln IT-Ressourcen, die sonst dezentral mit geringerer Effizienz betrieben würden.
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Sie nutzen ihre Abwärme, beispielsweise für Fernwärmenetze, Produktionsbetriebe oder Gewächshäuser.
Ein Rechenzentrum, das mit 80 bis 90 Prozent Auslastung arbeitet, ist deutlich effizienter als Dutzende Server, die in Kellern oder Abstellräumen mit 10 Prozent Leistung laufen und trotzdem rund um die Uhr Strom ziehen.
Was braucht es jetzt?
Anstatt reflexartig gegen Datacenter zu argumentieren, sollten wir differenzierter denken. Ein paar Vorschläge:
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Bestehende Rechenzentren besser auslasten – damit steigt die Energieeffizienz.
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Hybrid-Modelle nutzen – nicht alles muss in die Cloud. Kombinationen aus lokaler und zentraler IT sind oft optimal.
Unser Rechenzentrum bietet moderne Hybridlösungen, bei denen Kunden sensible Daten lokal behalten können, während sie gleichzeitig von der Skalierbarkeit und Effizienz zentraler IT profitieren. Alles sicher, leistungsfähig und datenschutzkonform in der Schweiz betrieben. -
Regionale Anbieter stärken – wer Infrastruktur in der Schweiz betreibt, sichert auch Schweizer Standards und Rechtsgrundlagen.
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Gespräche auf Augenhöhe führen – Energieverbrauch muss optimiert werden, ja. Aber nicht ohne die Funktion und das Potenzial der Datacenter zu verstehen. Deshalb engagieren wir uns als Gründungsmitglied in der SDCA (Swiss Data Center Association), welche den Austausch und die Aufklärung auf politischen Ebenen fördert.
Fazit
Datacenter sind nicht das Problem. Sie sind Teil der Lösung , wenn man sie intelligent betreibt, sinnvoll integriert und strategisch einsetzt.
Die Energiedebatte müssen wir führen. Aber bitte mit Kontext und Augenmass. Nicht mit Pauschalkritik.
Wir stehen als Branche in der Verantwortung. Aber wir leisten auch einen Beitrag zur Digitalisierung, zur Versorgungssicherheit und ja, auch zur Energieeffizienz.
Quellen:
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Tagesanzeiger. (2025, Juni). KI und Strom: Rechenzentren fressen bald Energie eines AKW. https://www.tagesanzeiger.ch/ki-und-strom-rechenzentren-fressen-bald-energie-eines-akw-762846183360
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